Chronik

Die Hönebacher Schule kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, erstmalig wurde sie 1747 erwähnt (1). Zu jener Zeit bestand eine enge Bindung zwischen Schule und Kirche, die erst am Ende des 1. Weltkrieges 1918 aufgelöst wurde.

Aus dem Jahre 1773 ist bekannt, dass Hönebach eine einklassige Schule hatte, d.h., alle Jahrgänge wurden zur gleichen Zeit im gleichen Raum unterrichtet (2). Der Lehrer wohnte im Schulhaus und hatte Nutzungsrecht am Garten, am Land und an den Wiesen. Hinzu kamen jährliche Besoldung von der Kirche, der Gemeinde und Zuwendungen von Kindern und Gemeindemitgliedern. Dennoch sollen die Bezüge karg gewesen sein.

Von 1808 bis 1833 war Pfarrer Weber, der die Pfarrstelle in Obersuhl übernommen hatte, für die Hönebacher Schule zuständig. Er bezeichnete die Ausstattung der Schule als äußerst dürftig und war sehr um eine Verbesserung der Verhältnisse bemüht.

Als einziger Lehrer unterrichtete 45 Jahre lang bis 1847 Schullehrer Küch. Wegen zu geringer Besoldung konnte kein „Hilfslehrer“ gewonnen werden. Die Schülerzahlen bewegten sich um die 100 Kinder, 1948 hatte die Volksschule Hönebach mit 146 Schülern ihren Höchststand erreicht.

Pfarrer Weber forderte eine grundlegende Umgestaltung der Schule, zumal als einzige Unterrichtsmaterialien lediglich Bibel, Katechismus und ein überaltertes „ABC-Buch“ vorlagen. Er legte einen ersten Lehrplan vor, der neben ausführlichen Plänen für den Religionsunterricht auch Naturlehre, Erdkunde, Rechtschreiben, Schönschreiben, Rechnen und Musik umfasste. Statt der Buchstabierlesemethode wollte er eine fortschrittliche Fibel einführen, was jedoch daran scheiterte, dass nur wenige Eltern die Kosten übernehmen

Unter Pfarrer Weber wurden erstmalig zwei Klassen gebildet, so dass jüngere und ältere Kinder getrennt voneinander vor- und nachmittags unterrichtet werden konnten.

Aus der Zeit von 1848 bis ins frühe 20. Jahrhundert ist nur bekannt, dass die Lehrer häufig wechselten. Dauerhaft fest besetzt werden konnte die Stelle in den 60-er-Jahren des 19. Jahrhunderts mit Lehrer Ludwig Becker. Ab 1916 war es Lehrer Konrad Becker, der als Hauptlehrer bis 1943 im Dienst blieb. Er war als strenger Lehrer bekannt, der seinen Schülern viel Wissen vermittelte. Sein Nachfolger war Herr Heinrich Hobert. Der Unterricht erfolgte schon damals jahrgangsübergreifend, meistens gemeinsam unterrichtet wurden die Klassen 1+2, 3+4 und 5-8. Etwa zeitgleich mit Konrad Becker war Herr Fritz Flach Lehrer an der Volksschule (3)

Nach dem 2. Weltkrieg kam es in Hönebach durch Vertriebene und Flüchtlinge zu einem starken Zuwachs an Einwohnern. Die Schule bekam daher drei Lehrerstellen bewilligt (4). Ebenfalls als Flüchtling aus ihrer ostpreußischen Heimat kam mit Ende des Krieges Frau Waltraud Synowzik als Lehrerin an die Hönebacher Volksschule, wo ihr Wirken sehr geschätzt wurde (5).

Im Schuljahr 1956 arbeitete Herr Lehrer Gensitz, abgeordnet aus Ronhausen, stundenweise an der Hönebacher Schule. Sein ergänzender Unterricht zielte auf die Vorbereitung der Schüler in der 4. Klasse auf die damals obligatorische Aufnahmeprüfung für das Gymnasium in Rotenburg (5).

  tradition   Einschulung in Hönebach am 01.04.1957 mit Lehrerin Frau Szynowszik

1954 baute die Gemeinde eine neue Schule, unser heutiges Gebäude. Die Klassen 5 bis 8 wurden im Zuge der Schulreform im Jahr 1965 an die Gesamtschule (damals: Mittelpunktschule) Obersuhl abgegeben.

1973 zog in den unteren Räumen der Kindergarten ein, so dass die Kleinkinder nicht mehr nach Ronshausen gefahren werden mussten (6)

Anfang der 70-er Jahre übergab Frau Nitzsche, die zum Schuljahr 1970/71 pensioniert wurde, die Schulleitung an Hauptlehrerin Elsbeth Eckhardt. Frau Eckhardt unterrichtete das erste und zweite Schuljahr in einem Klassenraum, Herr Jacob das dritte und vierte Schuljahr (6). In dieser zweiklassigen Form wurde die Schule weiter bis in das Jahr 1996 geführt.

Die Schülerzahlen entwickelten sich in den 70-er Jahren rückläufig (von 72 Schülern im Schuljahr 70/71 bis auf 51 Schüler im Schuljahr 77/78) und fielen im Schuljahr 78/79 mit 45 Schülern erstmals unter die 50-Schüler-Grenze, die einer Sondergenehmigung bedurfte.

Im Frühjahr 1980 planten die Behörden, die Hönebacher Grundschule aufzulösen und die Kinder nach Obersuhl zu schicken. Die Eltern setzten sich nach einer Versammlung unter Mitwirkung des 1. Kreisvorsitzenden Dr. Simon und des Schulamtsdirektors Blackert jedoch mehrheitlich für den Verbleib der Schule in Hönebach ein. Der Kreis folgte diesem Antrag und unterstützte ihn.

Doch schon im Oktober 1980 kam es zu einer weiteren Veranlassung des Staatlichen Schulamtes. Inzwischen hatte Herr Jacob die Schulleitung zum Schuljahr 1980/81 übernommen, Frau Eckhardt war in den Ruhestand gegangen (6). Wieder kam es zu einer Elternversammlung unter Vorsitz von Dr. Kurt Schreiner auf der einen Seite und  des 1. Kreisvorsitzenden Dr. Simon sowie des Schulamtsdirektors Stünkel auf der anderen Seite und erneut wurde gegen die Auflösung der Schule gestimmt, so dass sie erhalten werden konnte.

In den 80-er Jahren entwickelten sich die Schülerzahlen weiter rückläufig (von 40 Schülern im Schuljahr 80/81 bis auf 25 Schüler im Schuljahr 89/90).

Herr Jacob verließ die Schule mit Ende des Schuljahres 86/87, da er die Schulleiterstelle an der Grundschule Weiterode angenommen hatte. Ab Oktober 1987 übernahm Frau Hocke, die schon in früheren Jahren an die Hönebacher Grundschule abgeordnet war, die Schulleitung. Zusammen mit Frau Schwab, die zum Schuljahresbeginn 1987/88 an die Schule gekommen war, wurde die Schule neun Jahre lang zweiklassig mit zwei Lehrerinnen geführt (7).

 

Klasse4

  Schulkinder im Jahr 1988 mit Schulleiterin Silvia Hocke (links im Bild) und Evelyn Schwab (rechts im Bild)

Ein erneuter heftiger Kampf um die Schule entstand 1995, als sowohl der Kreis (1. Kreisbeigeordneter Hühn) als auch das Staatliche Schulamt (Schulamtsdirektor Iffert) die Unterstützung versagten. Nach dem Entwurf des Schulentwicklungsplanes und öffentlichen Erklärungen des Landrates Holzhauer sollte die Schule endgültig geschlossen werden. Die Hauptbegründung für die beabsichtigte Schließung war, man brauche die in Hönebach eingesetzten Lehrkräfte an den sozialen Brennpunkten im Kreisgebiet.

Die Eltern unter Vorsitz von Herrn Dr. Kurt Schreiner reagierten mit zahlreichen Protestkundgebungen und setzten sich massiv für den Verbleib der Grundschule im Ort ein. Zusammen mit Eltern aus Kleinensee unterbreiteten sie den Vorschlag, einen Schulverbund mit Kleinensee zu gründen, was nun – nach Öffnung der Grenze zur früheren DDR – gut möglich war und beiderseitige Vorteile versprach.

Der öffentliche Protest und engagierte Einsatz der Eltern sowie zahlreicher Institutionen rettete schließlich die Hönebacher Schule in fast aussichtslos erscheinender Position.

Am 03.07.1995 beschloss der Kreistag in seiner Sitzung die Änderung der Schulbezirksgrenzen, so dass von da an der Ort Kleinensee einen Schulverbund mit Hönebach bildete. Vom Schuljahr 1995/96 an besuchten nun auch Kleinenseer Kinder, die mit dem Bus gebracht werden, die Schule in Hönebach.

Durch den schulischen Zusammenschluss Hönebach/Kleinensee stiegen die Schülerzahlen an. Zum Schuljahr 1996/97 wurde daraufhin im Rahmen des Lehrerabkommens Hessen/Thüringen eine dritte Lehrerstelle bewilligt, die mit Frau Knapp (später Frau Tanne) besetzt wurde. Mehrere Jahre lang - bis 2002/03 - konnte die Schule nun dreiklassig geführt werden.

Von 2006 bis 2010 wechselte Frau Tanne an die Grundschule Ronshausen.

An der Hönebacher Grundschule wurden drei Referendarinnen ausgebildet, von denen eine -   Frau Nadine Schellhas - mit Lehraufträgen weiter an der Schule bis Ende des Schuljahres 2009/2010 blieb.

In dieser Zeit wurde erst- und einmalig die Beschäftigung einer Schulassistentin durch das 60+-Förderprogramm möglich. Der Einsatz von Frau Brigitte Stiehler aus Heinebach wurde als sehr hilfreich und unterstützend erlebt.

Vom Schuljahr 2007/2008 wurde in Hönebach die flexible Schuleingangsphase für die Kinder des 1. und 2. Schuljahres eingeführt.

Im Schuljahr 2009/2010 konnten durch steigende Schülerzahlen erstmals zwei Flex-Klassen (1./2. Schuljahr) gebildet werden, so dass die Schule nun wieder zwei Jahre lang dreiklassig geführt werden konnte.

Danach wurde in Hönebach mit Schülerzahlen, die um 30 Schüler lagen, wieder zweiklassig unterrichtet.

Betreuung nach Bedarf wurde ab 2011 unter der Trägerschaft des Fördervereins angeboten.

Frau Silvia Hocke schied im März 2014 aus dem Schuldienst aus. Mit der Schulleitung wurde Frau Schwab beauftragt. Eine neue Lehrerstelle wurde eingerichtet, die mit Frau Theresa Spötl (später: Rohmund) besetzt wurde. Frau Spötl schied nach zwei Schuljahren wegen Elternzeit aus. Dafür eingestellt wurde Frau Nadine Schellhas.   

Im Juni 2014 kam es erneut zu Diskussionen um den Schulstandort Hönebach. Ausgelöst wurden diese durch den Heringer Bürgermeister Ries, der die Kleinenseer Grundschulkinder in Heringen beschult haben wollte. Da es hierfür keine rechtliche Grundlage gab, konnte die Auseinandersetzung schnell beigelegt werden. Bei dieser Diskussion sprachen sich sowohl das Staatliche Schulamt mit dem zuständigen Schulaufsichtsbeamten Jürgen Krompholz als auch der Landkreis um Landrat Dr. Karl-Ernst Schmidt für den Fortbestand der Hönebacher Schule aus.

Zum Schuljahr 2015/16 wurde von der Schulleitung ein Konzept zur Erweiterung der flexiblen Schuleingangsphase vorgelegt, um die Schulentwicklung voranzutreiben und den Schulstandort Hönebach weiter zu sichern. Seit dieser Zeit verfügt die Grundschule Hönebach über zwei Flexklassen (FLEX I: 1./2. Schuljahr, FLEX II: 3./4. Schuljahr) und ist somit die einzige Flexible Grundschule im Landkreis. 

Durch die Aufnahme in den „Pakt für den Nachmittag“ zum Schuljahr 2017/18 kam es zu einer Ausweitung und deutlichen Verbesserung der Nachmittagsbetreuung. Die drei Stammbetreuerinnen Frau Ramona Busold-Mohr, Frau Carmen Kunze, Frau Doris Ellenberger bieten seitdem zusammen mit wechselnden Honorarkräften ein umfassendes Ganztagsprogramm von täglich 7.00 Uhr bis 16.00 Uhr inklusive Mittagsversorgung an.  

Der Entwurf eines neuen Schulentwicklungsplans sah im Herbst 2017 erneut eine Schließung der Schule aufgrund prognostizierter rückgängiger Schülerzahlen vor. Nach zahlreichen Protesten und Diskussionen und der direkten Ansprache aller im Kreistag vertretenen Fraktionen durch Dr. Kurt Schreiner wurde dann jedoch von den politischen Vertretern in der Kreistagssitzung im Februar 2018 einstimmig am Schulstandort Hönebach festgehalten. Es wurde die wichtige gesellschaftliche Bedeutung kleiner Schulen betont, und es herrschte politische Einigkeit darüber, dass keine Schule ohne Not geschlossen werden dürfe.   

  

Zum Schuljahr 2019/20 verfügt die Grundschule Hönebach über 29 Schülerinnen und Schüler. Es sind vier Lehrerinnen (z. T. in Teilzeitarbeit oder mit Lehrauftrag) eingesetzt.

  

Quellennachweise

(1)           Karl u. Hedwig Schmidt: „Hönebach“ in: „Wildeck, Geschichte einer Gemeinde“, Gemeindevorstand der Gemeinde Wildeck, 1991, S. 120 ff.

(2)           ebd. S. 106 ff.

(3)           Information des ehemaligen Schülers und langjährigen Elternbeiratsvorsitzenden Dr. Kurt Schreiner, Hönebach

(4)           Johannes Katzmann: „Hönebach nach dem Tunnelbau (1848) bis heute“ in „Wildeck, Geschichte einer Gemeinde“, S. 126 ff.

(5)           Informationen von Dr. Kurt Schreiner

(6)           Tagebuch / Chronik der Grundschule Hönebach, geführt von der damaligen Schulleiterin Frau Eckhardt

(7)           Handgeschriebene Chronik der Grundschule Hönebach ab 1987

Schulchronik erstellt von Evelyn Schwab für das Schulprogramm 2009, überarbeitet und ergänzt 2015 und 2019. Grundlage dafür waren die in den Quellennachweisen angegebenen Schriften und Personen.

Weitere Informationen und Fotos befinden sich im Buch „Hönebach, unser Dorf“, Pintas Verlag, 2015 S. 295 ff.